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Minimierung von Risiken durch gezielte Trennung und hohe Verfügbarkeit
Diesmal geht es um das Thema Verfügbarkeit und Trennung im Rahmen der TOMs. Erfahre, wie du die Datenschutzrichtlinien einhältst, sensible Informationen schützt und dies technisch so umsetzt, dass du nicht auf Funktionen verzichten musst.
01. Dezember 2023 | 33:21 min
Transkript
Begrüßung & Einführung ins Thema
[René] Willkommen in der users lounge. Heute sprechen wir über Verfügbarkeit und Trennung, natürlich immer noch im Zuge der Toms, so wie jetzt auch schon die letzten Episoden. Genau, da halten wir uns momentan immer noch auf. Und ja, wie gesagt, Verfügbarkeit und Trennung. Und da würden wir heute mit der Trennungskontrolle beginnen. Einleiten könnte wahrscheinlich da an der Stelle Michael und ich ergänze dich dann gerne.
[Michael] Ja klar, sehr gerne. Ja, hallo in die Runde. Thema heute, wie René schon sagte, Trennungskontrolle und Verfügbarkeit, wobei wir uns in den ersten zehn Minuten auf die Trennungskontrolle mal konzentrieren wollen, weil das der kleinere Part von der ganzen Sache ist. Und wenn wir über die Verfügbarkeit reden, im zweiten Teil kommen wir ganz, ganz schnell in ein Backup-Konzept und Unterschied zwischen Backup und Archivierung. Und da trennt sich, glaube ich, die Spreu vom Weizen. Und da ist es nochmal sehr, sehr wichtig und nochmal sehr cool, dass René da als IT-Profi an dieser Stelle dran ist und kann auch mal mit ein, zwei Mythen aufräumen und mal sagen, was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen einem Backup und einer Archivierung.
Trennungskontrolle in der DSGVO
[Michael] Genau, so, Trennungskontrolle. Trennungskontrolle in der DSGVO bedeutet bzw. DSGVO sagt, du musst die Daten, die du verarbeitest, sauber getrennt haben. Bedeutet, wenn man sich da das runterbricht, bedeutet das, wir haben ja Daten, die wir verarbeiten für einen gewissen Zweck. Das heißt, wir dürfen Daten nur zweckgebunden verarbeiten und wir müssen an dieser Stelle aufpassen, dass wir die Daten, die wir verarbeiten für den Zweck, eben nicht für einen anderen Zweck verarbeiten. Also im Prinzip baue sie los, wo die Daten für den Zweck drin sind, für den du sie erhoben hast und für den Zweck, den du sie verarbeiten musst, aber mische es nicht. Bringe keine Daten durcheinander, mische keine Daten. Und wir haben das im Vorgespräch eben schon gehabt und das ist so ein klassisches Beispiel. Jeder von uns im geschäftlichen Umfeld geht mit E‑Mail-Adressen um. Wir haben alle irgendwo einen Kontakteordner, wo ganz, ganz viele E‑Mail-Adressen drin sind. Und wir haben in der Regel, wenn wir es geschäftlich betreiben oder unser Nehmen, hat ein Newsletter. Und auch da liegen E‑Mails drin. Und das ist so ein ganzer Klassiker zum Thema Trennungskontrolle. Natürlich kann es sein, dass ich auf beiden Seiten die gleiche E‑Mail drin habe, aber ich verarbeite die zu unterschiedlichen Zwecken und ich muss diese Silos getrennt betrachten. Das heißt, die E‑Mails aus dem Newsletter-Verteiler liegen im Newsletter-Programm und die E‑Mails für die geschäftliche Kommunikation liegen eben im Outlook oder im ERP-System. Und das ist so ein ganz klassisches Beispiel für eine Trennungskontrolle. Weitere Beispiele für Trennungskontrolle, René, wir haben alle mit Kunden zu tun, ist, ich arbeite mit rechten Rollen auf meinem Netzlaufwerk. Das heißt, ich richte meinen Kunden separaten Bereiche ein oder ich habe separate Bereiche für meinen Kunden auf meinem Laufwerk. Oder ich arbeite bei ERP-Systemen mit unterschiedlichen Mandanten. Das heißt, ich habe so eine Mandantentrennung drin, dass ich einfach sicherstelle, die Daten gehören dahin, wo sie gehören und nicht woanders. Wie ist es bei euch? Ihr trennt auch mit Mandantentrennung im ERP-System, oder?
[René] Ja, Mandanten kann man ja so und so verstehen. Aber ja, natürlich ist es so, dass wir auch da mit Berechtigungen so arbeiten. Mandanten ist ja auch zum Ende. Es fängt ja eigentlich schon noch woanders an. Also man könnte ja jetzt sogar noch so weit gehen, wenn jetzt ein Unternehmen mehrere Betriebe hat, dann führe ich auch dort zwei Kundenstämme. Dafür habe ich dann eben jeweils einen Mandanten, der wirklich als eigene Instanz läuft, aber es ist nicht so, dass die Daten getrennt sind an der Stelle. Statistikauswertungen und so dürfen ja einfach auch nicht übergreifend sein, muss ja alles für sich separat betrachtet werden. Also das haben wir in der Regel überall. Über die Berechtigungsstruktur in der ERP haben wir dann natürlich auch nochmal die Trennung, wer von den Mitarbeitern auf was zugreifen darf, was er wirklich für Möglichkeiten überhaupt hat, da in der Software zu agieren. Also welche Daten darf er sehen, darf er Rechnungen rausgeben, Angebote, wie auch immer. Also das kann man schon sehr, sehr strikt trennen.
[Michael] Wenn wir über Kunden reden, weil ich das Beispiel auch habe, komme ich gleich zu euch, versuche dich erstmal ein bisschen zu triggern. Wenn ich über Kundendaten austausche über eine Cloud-Plattform, macht ihr das dann auch über die Ordnerstruktur auf einer Cloud oder auf einem SharePoint oder legt ihr jedem Kunden seinen eigenen SharePoint ein, um nochmal eine bessere und eine striktere Trennung zu ermöglichen?
[René] Ja, das muss man immer so und so betrachten. Also in der Regel ist es so, dass wir meist sagen, okay, wenn der Kunde uns Daten schicken will, dann soll er uns bitte von sich die Sachen freigeben, weil wir halt gar keine Berechtigung haben wollen. Es ist ja auch einfach der ITler, wir versuchen möglichst keine Berechtigung zu haben, soweit das möglich ist natürlich im administrativen Bereich. Aber ich glaube, gerade im Datenaustausch kann man das jederzeit gut machen, vor allem, weil der Kunde dann auch sagen kann, okay, du darfst nur lesen. Also er vergibt für uns die Berechtigung.
[Michael] Wenn wir was schicken, machen wir es genauso anders. Das heißt, ihr hängt euch quasi an das von dem Kunden dran. Ihr administriert und verwaltet nicht Kundendaten, sondern ihr hängt euch an die IT-Systeme vom Kunden dran und lasst euch da den dedizierten Zugriff geben.
[René] Genau, es sei denn, der Kunde hat jetzt zum Beispiel kein Microsoft 365-Tanzstellen, die ist natürlich bereit, aber eben auch nur für diesen Kunden, für diesen Zweck und danach wird das wieder geschlossen. Das ist bei mir auch mit Zeiträumen, um das abzurunden. Also wir legen auch fest, bis wann dieser Zugriff da ist und dann ist er auch von alleine wieder geschlossen.
[Michael] Ja, also bei mir ist es ein bisschen anders in der Beratung. Dadurch, dass ich Datenschutz und QM habe, habe ich schon einiges an Kundendaten drauf und ich habe jetzt vor kurzem ein Software-Upgrade auch gebucht auf meine Software. Ich nutze Cloud-Software für die Administration von Kundendaten im Datenschutzbereich und das war vorher, da war ich eine Instanz auf dem Server. Also der hatte einen Server betrieben und hatte auf dem Server mehrere Instanzen laufen beziehungsweise mehrere Mandanten, also nur eine Software-Mandanten-Trennung laufen und in diesem Mandanten war ich einer von und da hatte ich meine Mandanten wieder drin. Und auch im Zuge der Trennung und IT-Sicherheit und wir wollen uns sauberer abtrennen und Zugriff und aber auch Verfügbarkeit, kommen wir auch gleich zu, habe ich jetzt vor ein, zwei Wochen den Schritt gemacht und habe mir meinen eigenen Server angemietet, sodass meine Daten und mein Mandant oder meine Instanz auf meinem eigenen Server liegt und da einfach keiner mehr mit irgendwelchen Softwarerechten oder sonst irgendwas draufkommt, sondern das ist jetzt mir, meine Insel. Und das ist ja auch so ein Schritt, den man gehen kann an dieser Stelle, um die Trennungskontrolle besser umzusetzen und nochmal zu verschärfen.
[René] Genau, das wäre ja schon quasi wie so eine physikalische Trennung. Ich meine, das ist ja ähnlich wie, wenn ich jetzt, also ich sage mal heute, wenn ich jetzt einen Server aufsetze, dann ist es ja logischerweise so, dass es auch eine Virtualisierung gibt, die läuft mittlerweile immer. Also wir haben keine Server mehr im Einsatz, die keine Virtualisierung bereitstellen und da ist es halt so, dass man ja dann auch je Softwareanwendungen und so weiter, da jeweils eigene VMs anlegen kann, also virtuelle Maschinen und dadurch trennen wir die Systeme dann ja auch nochmal strikt. Und ja, okay, es ist jetzt virtuell und nicht physikalisch, aber es ist an sich ein eigener Server für den einzelnen Einsatz.
[Michael] Ja, also das ist nochmal so zusammenfassend. Ich glaube, das Trennung haben wir jetzt so, dass wir sensibilisiert haben. Trennung bedeutet, du verarbeitest Daten für einen gewissen Zweck, für eine gewisse Aufgabe, von einem gewissen Kundenstamm und trenne sauber deinen Datensatz. Vermische keine Kunden untereinander, vermische aber auch nicht bei gleichen Kunden unterschiedliche Zwecke miteinander und da als konkretes Beispiel ist immer wieder der Klassiker, ist der Newsletter, sondern habe deine Daten im Newsletter für deinen Newsletter-Verteiler und habe die E‑Mail-Adressen im Outlook fürs Outlook und nehme nicht bei der Trennung, nehme nicht einfach alle Newsletter-E-Mail-Adressen, die du im Newsletter drin hast, rüber in dein Outlook, dass du es als Kontakte sammelst oder als potenzielles Lead in dein ERP-System reinnimmst. Das wäre nämlich nicht mehr zweckgebunden und das würde gegen das Trennungsgebot verstoßen und auf der anderen Seite, schiebe nicht einfach dein Konzept des Kontaktverzeichnisses rüber in deinen E‑Mail-Verteiler und schieße mit irgendwelchen Newslettern auf deine Kunden, wenn sie das nicht gewollt haben, auch das wäre gegen das Trennungsgebot. Das sind so die, der klassische Beispiel, wo ich das glaube ich am deutlichsten zeigen kann. René, lass uns switchen zur Verfügbarkeit. Gerne. Spannendes Thema. Verfügbarkeit bedeutet eigentlich nichts anderes, wie dass die Daten, die ich mal gehoben habe und gespeichert habe, einfach da sein müssen und ich sicherstellen muss, dass diese Daten da sein sollten oder da sein müssen.
Verfügbarkeit und Backup-Konzepte
[Michael] Und wenn wir jetzt von dem Datenschutz ein bisschen weggehen, gehen mal rüber in GOBD-Richtlinien, dann habe ich ja gewisse Pflichten, die ich haben muss, dass ich gewisse Daten für eine gewisse Zeit vorhalten muss. Also bleiben wir mal klassisch bei einem Rechnungsschreiben, Rechnung GOBD 10 Jahre und ich muss über 10 Jahre die Verfügbarkeit dieser Rechnung sicherstellen. Auch so ist es mit Datenschutzdokumenten oder Sachen, die im Datenschutz rumgehen oder Geschäftsbriefe, was auch immer. Also QM-Management, dann habe ich Prozesse und Verfahrensanweisungen, die ich über den Zeitraum sicherstellen muss. Das heißt, ich muss meine Daten, wenn ich über die Verfügbarkeit rede, rede ich immer ganz klassisch und automatisch über ein Backup. Das ist so das, was die Kunden, oder wenn ich in die Beratung gehe, immer sagen, wenn ich sage, ich stelle die Verfügbarkeit sicher, sagen die immer, ich habe ein Backup. Das ist cool. Und dann frage ich die Kunden, wie lang geht denn euer Backup in die Vergangenheit? Und dann kommt so der Klassiker, ja, vier Wochen. Alles, was älter ist wie vier Wochen, interessiert uns nicht, weil ja dann die Server nicht mehr aktuell sind bzw. die Software überarbeitet ist. Und das ist, glaube ich, genau der Punkt, wo ich den Ball rüber zu dir schiebe, René. Was ist denn für einen ITler oder für einen IT-Administrator ein Backup? Oder was stellt denn ein Backup im Sinne von IT-Technik dar?
[René] Ja, Archivierung kommen wir ja gleich zu. Da gibt es halt wirklich diesen ganz entscheidenden Unterschied. Aber bleiben wir mal erst mal beim Backup. Backup an sich ist ja erst mal ein reines Abbild zu Zeitpunkt X. Das heißt, es ist hier mehr eine Kopie der Daten. Problem dabei ist, und genau da unterscheidet es sich eben von der Archivierung, ist, dass es nicht revisionssicher ist. Das heißt, meine Daten können auch innerhalb des Backups noch manipuliert werden, verändert werden und so weiter. Deswegen reicht es im Datenschutzbereich eben nicht aus. Aber natürlich für die Sicherheit meiner Systeme ist es entscheidend. Das hat einfach damit zu tun, dass das Backup an sich, ich stelle ja dann nicht den Inhalt nur einer Software dar, sondern ich, oder nur in Anführungsstrichen natürlich. Das heißt, ich sichere nicht die reinen Daten oder Informationen aus einer Software heraus, sondern ich sichere wirklich den gesamten Server meiner Dinge oder die ganzen Systeme, damit ich schnell wiederherstellen kann. Das ist ja das Hauptaugenmerk eines Backups.
[Michael] Richtig. Du stellst also in der Regel, Hauptaugenmerk Backup, du stellst in der Regel mit einem Backup die Verfügbarkeit deiner Systeme sicher, nicht die Verfügbarkeit deiner Daten. Sondern du sagst, mir raucht heute mein Server ab, ich kann mir das Backup von gestern, vorgestern etc. pp. ziehen und kann mir das wieder einspielen und bin dann wieder so, dass ich arbeiten kann. Wenn ich das aber richtig gelernt habe, du wirst mich gleich korrigieren, interessiert mich im Prinzip nicht im Backup das Abbild meines Serversystems, was älter ist wie vier Wochen, weil ich einfach so viel Daten in das System reingehäckelt habe und das Datenvolumen so groß ist, dass ich einfach, ich sag mal, vier Wochen, sechs Wochen, acht Wochen, muss ich gleich sagen, was bei euch so Standard ist, zurücksichere. Und da ist immer so der Klassiker, den ich meinem Kunden sage, was passiert denn, wenn ich heute eine Datei lösche? Und dann sagt er, da rufe ich meinen Servenadministrator an und der holt es mir aus dem Backup zurück. Dann sage ich, super, wenn ihr aber jetzt einen Backup-Zeitraum habt von vier Wochen und ich erst in fünf Wochen merke, dass ich die Datei gelöscht habe, wo kriege ich sie denn her? Und dann ist Ende und damit hast du in der Regel die Kunden und damit kannst du, glaube ich, ganz gut darstellen und plastisch zeigen, was eben der Unterschied zwischen einem Backup und einem Archiv ist. Weil in einer Backup-Lösung und wenn du ein Backup-Konzept über vier Wochen vorhältst, dass du eine hohe Verfügbarkeit der Programme hast, im Falle eines Hardware-Defektes, dann dreht sich es eben nach dem Zeitraum. Und wenn du eine Datei löscht und dir es nicht sofort wieder auffällt, ist halt Ende. Und dann war es das mit der Sicherstellung der Verfügbarkeit. Genau.
[René] Also da standardmäßig kann ich gar nicht sagen. Also wir sagen natürlich, vier Wochen sollten es mindestens sein. Aber es ist eben je nachdem, wie die Unternehmensstruktur vom Partner halt auch ist. Und da hat man halt einige, die sagen, ja, wir wollen es länger. Weil ich meine, am Ende des Tages ist es so, umso länger wir vorhalten, umso mehr Medien brauchen wir. Nass oder so würde ich für sowas nicht empfehlen. Also gerade wenn es lange zurückliegen soll, bei den kurzfristigen Dingen, also wirklich diese vier Wochen meinetwegen, ja, da ist ein Nass-System gut. Nicht alleine, aber damit kann ich so diese kurzfristigen Dinge auf jeden Fall bereitstellen. Aber sobald wir irgendwie, also wir haben auch Kunden, wo wir es so machen, dass wir diese vier Wochen also ganz, ganz engmaschig sichern. Und dann gibt es zum Beispiel die Monatssicherung. Die bleibt auch liegen. Die bleibt dann auch zwölf Monate liegen. Und dann wird sie erst wieder löschen. So habe ich dann halt schon ein Jahr. Es gibt auch Kunden, die sagen, wir wollen die gar nicht löschen. Die bleibt auch liegen. Dann habe ich nachher aus der Monatssicherung, behalte ich wieder eins, was dann in die Jahressicherung darf. Also da gibt es das sogenannte GVS-Prinzip, also Großvater, Vater, Sohn, Generationsprinzip halt. Und das heißt halt wirklich, ich habe einen gewissen Satz, das ist der sogenannte Sohn. Also in dem Schema ist es der Sohn. Das heißt, da habe ich nur die ganz kurzfristigen und ganz kurz zurückliegenden Dinge drin. Und dann gibt es eben Vater in der mittleren Generation, die eben zum Beispiel die Monatssicherung darstellt. Und dann habe ich eben Großvater, was dann eben die Jahressicherung zum Beispiel darstellt. Also das sind auch bekannte Prinzipien in Backup-Strategien.
[Michael] Genau, aber auch das stellt dich die Verfügbarkeit sicher. Weil wenn du Wochen, du drehst Wochen, also ich treibe es mal auf die Spitze. Du hast sieben Tagesbänder, das letzte Tagesband gibt es Wochenband, dann hast du vier Wochenbänder, das letzte Wochenband gibt es Monatsband, dann hast du zwölf Monatsbänder, das letzte Monatsband gibt es Jahresband. Das bedeutet aber auch, wenn du eine Datei löscht und du hast nur eine Wochensicherung, dann fliegt die nach einem Monat raus, weil du überschreibst ja wieder.
[René] Da sind wir bei täglich, vier Wochen täglich.
[Michael] Dann fliegt sie aber auch raus. Dann ist es nicht mehr in der Jahressicherung drin, je nachdem wann du es merkst. Also du hast nach meiner Auffassung, und es hat mich noch keiner davon überzeugen können, dass es anders ist, du hast nach meiner Auffassung keine Chance, revisionssicher und zur Sicherstellung der Verfügbarkeit mit einem normalen Backup-Konzept zu arbeiten. Die Chance gibt es nicht. Du hast die Möglichkeit, dass du etwas länger in die Vergangenheit gehen kannst. Also du darfst ein bisschen länger schlafen, bis du merkst, dass die Datei weg ist, aber du kriegst das nicht so nachhaltig sichergestellt, dass du eine absolute Sicherheit hast, dass du die Datei verfügbar hast, sprich, dass du sie archiviert hast.
[René] Ja, es ist ja so, man muss ja immer diesen Zeitraum sehen, der dann halt da ist. Also zwischen Monat elf und zwölf kann es ja sein, dass die Datei erstellt wurde und dass sie aber auch schon wieder gelöscht wurde. Das heißt, diesen Zwischenraum zwischen den beiden Monatssicherungen, den habe ich natürlich nicht. Da hast du absolut recht.
Archivierung und Datenmanagement
[René] Und das wirst du nur mit einer revisionssicheren Geschichte schaffen, also sprich mit einer Archivierung, dass man da wirklich inhaltlich alles vorhält.
[Michael] Wie bietet ihr Archivierungslösungen an? Wie setzt ihr es um? Was ist da euer Fokus? Wie kann man es tun?
[René] Ja, da gibt es ja völlig unterschiedliche Herangehensweisen. Das kommt ja auch immer auf die eingesetzten Systeme an. Also bei einem DMS, klar, das ist Bestandteil des Ganzen. Dokumentenmanagement, da ist es halt wirklich… Es gibt da keine Möglichkeit zu löschen, weil dahinter eben die Archivierung liegt. Also man kann es zwar entfernen, aber im System bleibt es vorhanden.
[Michael] Das würde also bedeuten… Machen wir mal die einfachste Lösung, mal konkrete Sachen. Das bedeutet, wenn ich ein Dokumentenmanagement-System auf meinem Server laufen habe und habe das Dokumentenmanagement-System in meinem Backup-Konzept integriert, kann ich über mein Dokumentenmanagement die Archivierung sicherstellen, weil die Sicherstellung der Daten in der Datenbank des DMS passiert und nicht auf der Serverstruktur des Backup-Systems. So richtig versucht zu erklären? Ja, das passt.
[René] Das kommt hin, auf jeden Fall. Und da liegt halt genau der Unterschied. Es gibt ja auch… Microsoft 365 ist ja auch eigentlich ein Paradebeispiel dafür. Das SharePoint ist ja so aufgebaut, dass wir eine Sicherung haben, in Anführungsstrichen, und sie ist auch revisionssicher. Auch in Anführungsstrichen. Also das muss man natürlich ein bisschen so und so sehen. Es ist halt so, Microsoft sagt ja grundsätzlich, deine Daten bleiben verfügbar. Auch wenn sie gelöscht werden, liegen sie erst mal ein volles Jahr im Papierkorb und da kann ich sie wiederholen. Was bei Microsoft auch der Fall ist, ist, dass wir beispielsweise eine Versionierung haben. Also da wären wir ja schon im Archivbereich. Das heißt, ich kann bis… Ich glaube, es ist sogar unendlich momentan. Es gibt keine Begrenzung dazwischen. Klar, irgendwann wird die Datei riesengroß und der Speicherplatz belastet, aber die Version bleibt verfügbar. Ich kann also jederzeit auch auf den früheren Zeitpunkt zurück. Das geht alles. Wichtig muss man… Das ist halt wichtig, dass man das wirklich auch im Hinterkopf hat. Microsoft garantiert nicht für seine Cloud. Das heißt, sollte es da wirklich mal ein Systemausfall geben und meine Daten sind weg, dann sind die trotzdem weg. Microsoft haftet nicht. Das heißt, da muss man dann noch eben eine Backup-Lösung oben draufsetzen, damit ich das wieder herstellen kann und dann in dem Backup ist eben auch die Archivierung mit drin. Das bleibt alles verfügbar, aber man muss halt vorsorgen. Deswegen sage ich, man muss das immer von System zu System sehen. Reine Daten auf meinem Server tatsächlich. Ein richtiges Archiv schwierig, weil das natürlich sehr kostenintensiv ist. Wenn man da wirklich so engmaschig das irgendwo noch wo hinlaufen lässt, es ist mal je nachdem, wie viele Daten man noch hat. Wenn man jetzt wenig Daten hat, okay, aber ich habe auch Kunden, die sichern am Tag 20 Terabyte weg, dann ist aber zu Recht. Es ist jetzt nicht so, dass das jetzt Quatsch ist, was die da wegsichern. Nee, macht schon Sinn. Daten oder komplette aufgesetzte Server? Das ist alles.
[Michael] Okay, gut.
[René] Sorry, da habe ich gerade nicht deutlich gesagt. Aber da muss man halt immer so ein bisschen unterscheiden, wie man da wirklich rangeht. Das ist ganz unterschiedlich. Aber je nach System gibt es auch Möglichkeiten daraus eine vernünftige Archivierung zu machen und da halt die Vorhaltezeiten auch wirklich einzuhalten.
[Michael] Habt ihr noch Kunden, die Programme und Daten trennen, also die einfach sagen, Programme liegen selber vier Wochen Backup-Konzept ab dafür, aber für Daten haben wir, ich lache mich nicht aus, aber für Daten haben wir eine kleine NAS oder irgendwas da stehen, wo nur die Daten drauf sind, die engmaschig über eine Archivierung verfügen, sodass wir das über einen längeren Zeitraum sicherstellen können. Gibt es das noch? Macht man das? Ist das noch state-of-the-art? Funktioniert das?
[René] Ja, gibt es. Machen wir auch durchaus noch. Das ist mal die Frage, wie kritisch das Ganze auch ist. Also der Kunde muss für sich natürlich entscheiden, okay, das ist mir das jetzt auch wert. Es gibt dann, also die meisten trennen jetzt nicht vollständig, sondern sagen, okay, im Backup landet alles und die Daten werden tagsüber mehrfach dann ins Archiv verschoben. Das gibt es schon. Also da haben wir auch dann eine Trennung drin. Aber das Backup, ich würde auch empfehlen, da wirklich alles reinlaufen zu lassen, um ein Gesamtabbild zu haben. Weil, was bringt es mir, wenn der Server abraucht, im schlechtesten Fall, und dann habe ich nachher nichts, weil ich kann die Daten ja nicht in ein nicht verfügbares System wiederherstellen. Und andersrum, ich brauche auch nicht das System wiederherstellen, weil ich die Daten dazu gar nicht habe. Also so ein bisschen was muss zusammenpassen. Das heißt, auf der einen Seite machen wir es nur, damit wir wirklich die revisionssicheren Geschichten damit abdecken, dass wir schnell einzelne Dateien wiederherstellen können. Und auf der anderen Seite sagen wir, okay, wenn der Server abbraucht, haben wir aber ein Gesamtabbild, das nehmen wir, und dann würden wir die Daten, die dann eben nicht mehr vorhanden waren, wieder einspielen über das Archiv.
[Michael] Okay. Das heißt, es gibt so zwei Lösungswege, Software und Hardware. Software wäre ein Dokumentenmanagementsystem, was ich implementiere, womit ich mich triggern muss, zu arbeiten. Daran muss man sich, glaube ich, gewöhnen. Und auf der anderen Seite habe ich einfach die Hardware-Lösung, dass ich die Systeme einfach so trenne und mache unterschiedliche Backup-Konzepte und Archivierungskonzepte. Was ich immer, wenn wir über Verfügbarkeit reden, was ich immer bei meinen Kunden mit Verfügbarkeit sehe, ist, dann kannst du mich gleich auch korrigieren oder mir auch gleich zustimmen, es wandert dir immer mehr in die Cloud. Du hast es ja eben auch schon angesprochen mit Microsoft 365 und SharePoint, und die sagen, ja, hey, wir machen alles, Backup, wir sind safe, es ist alles cool, aber wir garantieren nicht dafür. Und das merkt man auch, ein klassisches Beispiel oder ein Beispiel, wo es sehr, sehr deutlich ist, sind Personalakten.
Cloud-Lösungen und Datenverfügbarkeit
[Michael] Nimm mal Personalakten, nimm mal Personaldaten und nimm mal eine Cloud-Software, die heute gängig ist und viele einsetzen, um mal einen Namen in den Raum zu werfen, nimm mal Personio. Also Personio ist eine Software, ist eine Cloud-Software, da knallst du alle HR-Daten rein, Arbeitszeiten rein, Arbeitsverträge rein, Schulungsnachweis, also alles, was du brauchst und wo du auch Archivfristen hast, dass du es eben nachweisen kannst, knallst du einfach in eine Cloud-Software rein. Dann kommt natürlich vom Berater und vom QM-Lehrer und vom Datenschützer die Frage, wie stellt ihr denn sicher, dass die Daten da über den Zeitraum, die ihr braucht, verfügbar sind? Also wie stellt ihr die Verfügbarkeit bei einer Cloud-Software sicher? Dann sagt der Kunde, das ist nicht unser Problem, das ist das Problem von dem Hersteller der Software. Dann schreibst du den Hersteller der Software an und dann sagt er dir das, was dir Microsoft auch schon gesagt hat. Wir machen das alles, aber wir garantieren nicht dafür. Und das ist so ein Punkt, wenn man über Verfügbarkeit von Daten spricht, muss man heutzutage auch das betrachten, was man in die Wolke ausgelagert hat und das, wo man eben nicht mehr Herr der Daten ist. Und da muss man einfach gucken, wie habe ich mein Service-Level-Agreement, also wie habe ich das Support-Level mit meinem Dienstleister geschlossen? Das heißt, wie stark habe ich denn in der Zange für den Fall das? Also wie stark stellt der nachweislich, vertraglich geregelt die Verfügbarkeit sicher? Oder alternativ, wie kann ich die Daten, die ich bei ihm gespeichert habe, regelmäßig für mich exportieren, um für mich die Verfügbarkeit dieser Daten sicherzustellen? Weil wenn der abbraucht und du hast nichts, war es das. Um es mal platt auszudrücken. Also klar, sicherlich muss man sich überlegen, welche Daten gebe ich raus, wo lege ich die Daten hin und wie stellt mir jemand sicher, dass die Verfügbarkeit, also neben anderen Themen, die du betrachten musst, wie stelle ich sicher, dass die Daten verfügbar sind? Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ich habe letzte Woche wieder eine Anfrage von einem gehabt, der wollte eine Cloud-Software einsetzen für Rechnungserstellung und Rechnung für Buchhaltung. Ganz pauschal. Der sagt, ich habe Bock, ich nehme einen Scanner, ich scanne meine Rechnung ein, ich lege sie in die Cloud hoch und dann will ich die Rechnung schreddern. Legst du hin, alles cool, Prozess beschreiben kannst du machen. Dann habe ich nur gefragt, was ist denn, wenn die Cloud wegraucht? Also welche Verträge sind mit dem Cloud-Dienstleister, also in dem Fall war es ein Softwareanbieter, mit dem Softwareanbieter denn geschlossen, dass du nicht hinten runterfällst? Und was man auch immer machen muss, und da guckt die 27001 aus der 22er-Version jetzt auch drauf, da ist Cloud mit den Fokus gerückt. Und das ist ein ganz guter Ansatz, die ganz pauschal gesagt, die reden von so einem Lebenszyklus in der Cloud. Das heißt, wie kommen die Daten in die Cloud? Also, wie suche ich meinen Dienstleister, wie kommen die Daten in die Cloud? Wie verarbeite ich die Daten in der Cloud? Das heißt, im Leben, wie pflege ich das regelmäßig, wie stelle ich Zugriff und alles sicher? Die betrachtet allerdings auch schon, und das finde ich einen spannenden Aspekt, und da gucken die wenigsten nach, wie kriege ich die da wieder raus? Das heißt, verkaufe ich meine Seele an irgendeinen Dienstleister für 20, 30 Jahre, weil ich da nie mehr wegkomme? Und beziehungsweise, wie kriege ich die Daten, wenn ich sie da alle hochgespielt habe? Wie kriege ich am Tag X, wenn ich sage, die Software ist nicht mehr schön, der Lieferant geht insolvent, was auch immer, wie kriege ich meine Daten da wieder raus, weil ich als Unternehmer in der Verantwortung bin, die Verfügbarkeit sicherzustellen, Archivfristen einzuhalten, etc. pp. Das heißt, den Exit aus einer Cloud-Software sollte man im Idealfall schon beim Onboarding der Cloud-Software betrachten, über gescheite Verträge, über vernünftige Regelungen und über Konzepte, wie was funktioniert.
[René] Ja, auf jeden Fall. Das sollte auch ein Entscheidungskriterium für die eine oder die andere Lösung sein.
[Michael] Schöne Schlussworte, hätte ich fast gesagt.
[René] Ich hätte noch eine Sache.
[Michael] Ja, komm, schieß los.
[René] Damit wir das Backup auch wieder abgeschlossen haben, das Thema ist halt wieder Herstellungsplan. Das ist halt auch wichtig. Wir müssen uns Gedanken drum machen, wie schnell kann ich welche Daten auch wieder herstellen. Wenn ich ein Konzern bin, dann muss ich natürlich schnell, ich will jetzt keine Namen nennen, jetzt im Moment ein größerer Hersteller von Landwirtschaftsgerätschaften und Maschinen wurde durch eine Cyberattacke angegriffen, ist jetzt gerade völlig offline, Produktion, alles steht. Da muss man, ich will jetzt nicht beurteilen, wie die gerade daran arbeiten, das kann ich nicht beurteilen, mache ich auch nicht, aber jeder muss für sich wirklich im Hinterkopf haben, was es für Auswirkungen hat, wenn ich nicht an meine Daten rankomme. Das kann im Archiv schon genauso aussehen und das sollte man auch alles mit in seinem Backupplan und sowas mit einkalkulieren.
[Michael] Und ausprobieren. Ausprobieren, was bringt mir das? Was bringt mir das, wenn ich irgendwo einen Raum habe, mit Bergen von irgendwelchen Backup-Bändern und keiner hat sich jemals getraut, auf dieses Backup-Band drauf zu gucken oder irgendwann einen Restore zu machen oder sonst irgendwas. Also ein Backup muss irgendwann mal ausprobiert werden. Es muss geguckt werden, ob die Wiederherstellbarkeit funktioniert. Und da müssen halt zeitliche Ressourcen da sein. Und das muss ja nicht zwingend erforderlich sein, früher schon mal so diesen dummen Spruch gebracht, jetzt schalte ich mal das Server aus, mal gucken, wie schnell es wieder hoch geht oder jetzt lösche ich mal. Das kann man ja, du hast es ja eben schon gesagt, auf virtuellen Maschinen, man kann virtuelle Maschinen aufsetzen und kann da Backups einspielen, kann gucken, wie es funktioniert und muss nicht auf das Produktivsystem gehen an dieser Stelle. Aber man muss sich darüber Gedanken machen und man muss das ausprobieren. Das ist halt einfach so.
[René] Ja, also das sollte man auf jeden Fall zyklisch machen, einmal im Jahr, jedes halbe Jahr, wie auch immer. Aber einmal im Jahr ist normalerweise schon, also natürlich bei der Einrichtung, einmal eingangs machen und dann es gibt ja auch in den Backup-Systemen selbst so einen Self-Test, der guckt schon mal, sind die Daten konsistent und so weiter. Aber zyklisch sollte man auf jeden Fall noch mal den Worst Case durchspielen, ohne natürlich die Produktivsysteme lahmzulegen.
[Michael] Ich meine, machen wir uns nichts vor, über ein Jahr hin werdet ihr mit Sicherheit mal angerufen oder mal gesagt, hier holen wir mal die Datei aus dem Backup zurück. Das heißt, eine grundsätzliche Wiederherstellung von mal einzelnen Dateien über einen gewissen Zeitraum, von letzter Woche oder von vorgestern, das versucht man ja oder das prüft man ja über das Jahr mal weg. Also das ist ja ein laufender Prozess oder so ein ongoing Ding. Es passiert immer mal bei einem Unternehmen, dass irgendein Mitarbeiter irgendeine Excel-Tabelle abschießt oder irgendwas rauslöscht und am anderen Tag sagt, oh, die hätte ich aber jetzt gerne wieder. Und dann ist halt der Anruf in der IT da. Aber das ist halt nicht zu vergleichen mit, ich stelle mal ein komplettes Serversystem wieder her. Also ich simuliere jetzt einfach mal eine Auswahl von einem Server oder von einem Crash von Festplatten und ich muss jetzt mal Server neu aufsetzen. Das sollte bitte dringend ebenfalls geprüft werden.
[René] Genau. Super. Jetzt lasse ich euch in Ruhe.
[Michael] Ja, sage ich. Vielen Dank für den Input.